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Drinnen fand er die Stube gekehrt und den
Tisch gedeckt, als hätte jemand ihn erwartet.
Da hing er seine Tasche an einen Haken an
der Wand, setzte sich zu Tisch, rief, dass
man s weithin hören konnte: »Vergelt s
Gott«, sprach dann sein Tischgebet und ließ
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sich s munden. Dann sah er sich in dem
wackligen morschen Häuschen um. Er fand
in einer kleinen Kammer ein Bett bereitet,
und weil er den ganzen Tag gewandert und
rechtschaffen müde war, legte er sich nieder,
befahl sich Gott und schloss die Augen.
Im Einschlafen aber war es dem Jüngling,
als höre er ein klagendes Seufzen, und als er
näher lauschte, vernahm er im Seufzen eine
Stimme, die sprach: »Ach, nun liegt er und
schläft. Ich habe ihn gespeist und ihm das
Bett bereitet und alles getan, um ihm zu Di-
ensten zu sein. Und nun schließt er die Au-
gen und lässt mich in der Not allein.«
»Wer klagt da so traurig in diesem ein-
samen Häuschen?«, fragte der Jüngling in
die Dunkelheit hinein.
»Ich bin es, die Herrin dieses Landes, die
du nicht sehen kannst und die dir doch nahe
ist«, wisperte es in der Luft. »Ach, wenn du
doch nicht schlafen wolltest in dieser Nacht,
sondern für mich wachen.«
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»Wenn s weiter nichts ist«, antwortete der
Jüngling, »so werde ich deinen Wunsch wohl
erfüllen können, auch wenn ich weit ge-
wandert bin am heutigen Tag.«
Wieder hörte er das Seufzen in der Luft,
dann sprach die Stimme der unsichtbaren
Herrin des Landes: »Wachen allein genügt
noch nicht. Mitten in der Nacht wird der
Drache erscheinen, der mich und mein Land
verzaubert hat, und wird dich zum Kampf
fordern. Brich dann die erste deiner Hasel-
nüsse entzwei und wirf dich ohne Furcht in
den Kampf. Ach, wie wünsche ich, du mögest
es sein, der mich und mein Land vom
Drachen befreit und seinen Zauber bricht.«
Der Jüngling überlegte nicht lange. »Wenn
ich dir helfen kann, so will ich es ohne
Furcht versuchen. Sei auch du unbesorgt.«
Nun setzte sich der Jüngling wieder an den
Tisch und harrte der Dinge, die kommen
würden. Mitten in der Nacht erhob sich
plötzlich ein gewaltiger Sturm, der rüttelte
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an den Balken des Häuschens, als wolle er es
auseinanderbrechen. Dann sprang die Tür
auf, und ein Drache steckte seinen Kopf
herein und brüllte: »Ist jemand eingekehrt,
ohne mich zu fragen? Ei, so tritt heraus und
kämpf um dein Nachtquartier oder flieh von
hier in diesem Augenblick.«
Dem Jungen war durchaus nicht wohl in
seiner Haut, denn er hatte ja das Kampf-
handwerk nie gelernt. Aber er gedachte der
Worte der unsichtbaren Herrscherin des
Landes und ihrer Hoffnung, dass er sie von
dem Drachen und seinem Zauber befreien
werde. Und so schob er alle Angst beiseite
und öffnete die Haselnuss. Darin fand er ein
Schwert, das lag in seiner Hand, wie für ihn
geschmiedet, und von seiner Klinge ging ein
heller Schein aus. Als er aber das Schwert in
der Rechten hielt, strömten ihm ungeahnter
Mut und ungeahnte Kraft zu.
Der Jüngling trat aus dem Häuschen dem
Drachen entgegen. Da sah er, dass das
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Ungeheuer nicht nur einen, sondern sieben
Köpfe hatte, aus denen es Feuer spie. Mutig
stürzte sich der Jüngling auf den siebenköp-
figen Drachen und kämpfte mit ihm. Wie ein
Blitz fuhr die leuchtende Klinge seines Sch-
wertes durch die Finsternis der Nacht. Der
erste Schlag trennte einen der Drachenköpfe
vom Leib, der zweite trennte zwei Köpfe ab,
der dritte drei. Nur der mittlere Kopf, welch-
er der größte war, war dem Drachen noch
geblieben.
Da rief dieser: »Halt ein. Ich sehe, dass du
ein wackerer Kämpfer bist. Lass uns eine
kurze Weile verschnaufen und Kräfte
sammeln.«
Da auch der Jüngling müde war, willigte er
ein. Kaum aber hatte er das Lichtschwert
niedergelegt, da war der Drache verschwun-
den und auch das Schwert war fort.
Der Jüngling wusste nicht, was das zu
bedeuten hätte. Würde der Kampf gleich
weitergehen? Wie sollte er dann ohne Waffe
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kämpfen? Aber da hörte er aufs Neue die
Stimme der unsichtbaren Herrscherin des
Landes: »Sorge dich nicht. In dieser Nacht
kehrt der Drache nicht zurück. Hättest du
weitergekämpft und ihm auch den siebten
Kopf abgeschlagen, so hättest du ihn besiegt.
So aber konnte er dir entkommen und du
musst in der nächsten Nacht noch einmal
mit ihm kämpfen.«
Nun denn, sei s, wie es sei, dachte der
Jüngling, jetzt muss ich erst einmal schlafen.
Morgen werden wir weitersehen. Er warf
sich auf das Bett und war sogleich
eingeschlafen.
Als er am Morgen erwachte, stand die
Sonne schon am Himmel. Der Tisch war für
ihn gedeckt, und er langte mit gutem Appetit
zu.
Als er aber später vor die Tür der Hütte
trat, stellte er erstaunt fest, dass die Gegend
ganz anders aussah als am Tag zuvor. Wo
gestern noch Waldesdickicht bis an die Hütte
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heran gewuchert hatte, da breitete sich nun
ein Garten aus, in dem wuchsen die herrlich-
sten Blumen und Büsche und Bäume.
Wiesen und Teiche waren kunstvoll angelegt
und kiesbestreute Wege luden zum Spazi-
ergehen ein. Der Jüngling wanderte durch
diese wunderbare Welt und erquickte sich an
ihrem Anblick.
Abends aber saß er wieder in der wackli-
gen morschen Hütte und harrte des
Drachen.
Mitten in der Nacht erhob sich plötzlich
ein Unwetter, noch weit ärger als in der
Nacht zuvor. Riesige Hagelkörner fielen auf
das wacklige morsche Häuschen, dass man
meinen konnte, sie müssten in jedem Augen-
blick das Dach zerschlagen. Plötzlich aber
sprang die Tür auf und sieben Männer traten
auf die Schwelle, die waren ganz und gar in
Eisen gekleidet. Der Größte von ihnen
bedeutet ihm mit eisenbewehrter Hand,
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hinauszutreten und den Kampf aufs Neue
aufzunehmen.
Da fasste sich der Jüngling ein Herz und
zerbrach die zweite Haselnuss. In der Nuss
aber fand er diesmal kein Lichtschwert, son-
dern eine Blume mit herzförmiger Blüte, die
glühte rot wie von innerer Glut. War das eine
Waffe, auf die er sich verlassen durfte?
Die rotglühende Blume in der Hand, trat
er hinaus in die finstere Nacht. Als die Eisen-
bewehrten die Blume in der Hand des
Jünglings gewahrten, wichen sie zurück. Der
Größte unter ihnen jedoch wies sie an, dem
Jüngling zu begegnen. Wenn sie ihm aber
entgegentraten und er sie mit der glutroten
herzförmigen Blüte berührte, zersprang ihr
Eisenkleid und sie zerfielen zu Staub. Einer
nach dem anderen sanken sie dahin, bis end-
lich nur der Größte von ihnen ihm noch
entgegenstand.
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Schon wollte er auch ihn mit der Blume
berühren, da rief der Eiserne: »Schau hinter
dich! Deine Mutter ist in Not.«
Nur für einen Augenblick hielt da der
Jüngling im Streit inne und wandte sich um.
Doch der Eiserne hatte ihn betrogen; seine
Mutter war nicht dort, und so wollte der
Jüngling ihm aufs Neue entgegentreten. Als
er sich ihm aber wieder zuwandte, war der
Eiserne verschwunden, und die Blume in
seiner Hand war verdorrt.
Auf einmal merkte der Jüngling, wie müde
er war. Er wusste wohl, dass auch diese
Nacht den Kampf nicht entschieden hatte,
weil er für einen Augenblick an anderes
gedacht hatte als an den Gegner. Aber das
kümmerte ihn jetzt wenig. Er wollte nur
eins: aufs Bett niedersinken und schlafen.
Als der Jüngling am nächsten Tag er-
wachte, sich gestärkt hatte und vor die Hütte
trat, war die Gegend noch einmal verwan-
delt. Der wunderbare Park, den er gestern
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durchwandert hatte, war über Nacht von
vielerlei Getier bevölkert worden. Da ästen
Hirsche und Rehe auf den weiten Wiesen,
Hasen hoppelten aus den Büschen, kecke
Eichhörnchen liefen flink an den Stämmen
der Bäume hinauf. Auf den Teichen schwam-
men Enten und Schwäne und in der Luft
gaukelten Schmetterlinge. Vögel sangen in
den Ästen und Bienen summten in den
Blüten. Wieder wanderte der Jüngling den
ganzen Tag durch den Park und erquickte
sich am Anblick dieser wunderbaren Welt.
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